Wenn die Sonne am Himmel brennt und die Luft wie ein warmer Mantel auf unserer Haut liegt, spüren wir die Kraft der Sommerhitze ganz unmittelbar. In den letzten Jahren hat sich das Klima spürbar verändert – die Sommer in Mitteleuropa werden heißer und trockener, und Hitzewellen gehören inzwischen zum Alltag. Für unseren Körper ist das eine Herausforderung, der wir mit der Weisheit der Natur begegnen können. Ein unangenehm glühender Kopf gehört bei der sommerlichen Arbeit im Garten und am Acker bei mir oft dazu. Deshalb habe ich schon vor ein paar Jahren begonnen, mich mit Hausmitteln abzukühlen. Meine Erfahrung möchte ich gerne mit dir teilen. Spoiler: mein Favorit, der bei mir immer wirkt, ist verdünntes Oxymel. Ein Rezept dazu findest du im Artikel. Und auch warmer Tee ist überraschend erfrischend.
So kommst du mit Kräutern und Hausmitteln cool durch die heiße Jahreszeit.
Hitze – eine wachsende Herausforderung für Körper und Geist
Wusstest du, dass die Durchschnittstemperaturen in Europa in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen sind? Um etwa 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt – das klingt vielleicht wenig, doch für unseren Körper bedeutet das eine spürbare Mehrbelastung. Unsere ideale Wohlfühltemperatur liegt zwischen 18 und 24 Grad Celsius. Sobald die Temperaturen über 30 Grad klettern, beginnt unser Körper, auf Hochtouren zu arbeiten: Schwitzen, verstärkter Blutfluss in der Haut und ein schneller schlagendes Herz sind Zeichen dafür, dass wir uns abkühlen müssen, um nicht zu überhitzen.
Die Folgen von zu viel Hitze sind vielfältig – von Erschöpfung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen wie dem Hitzeschlag. Gerade ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet. Umso wichtiger ist es, auf die Signale unseres Körpers zu hören und ihm liebevolle Unterstützung zu schenken. Das gelingt zum Teil mit Kräutern, aber allem voran damit, bei Hitze einen Gang (oder mehrere) runterzuschalten. Hitze ist Stress für den Körper, alles was eine zusätzliche Belastung darstellt, sollte gemieden werden.

Siesta als Vorbild
Im europäischen Süden wird körperliche Arbeit früh in die Morgenstunden verlegt. Man beginnt die Arbeit, wenn die ersten Sonnenstrahlen sich zeigen und beendet sie zu Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht. Während der Arbeit wird jede Gelegenheit auf Schatten genutzt. Danach wird etwas leichtes gegessen und der heiße Nachmittag wird ruhend im Schatten oder im Haus verbracht. Erst abends wird man wieder aktiver.

Wasser, Wasser und nochmal Wasser
Ausreichend trinken ist im Sommer die Devise. Durch das Schwitzen ist der Flüssigkeitsbedarf erhöht. Es wird empfohlen zu trinken, bevor man starken Durst hat. Die Flüssigkeitsmenge ist individuell, die Empfehlungen liegen zwischen 2 bis 4 Liter pro Tag. Zimmerwarme Getränke wie Wasser, ungesüßte Frucht- oder Gemüsesäfte oder Kräuter- und Früchtetees sind die idealsten Durstlöscher.
Kalt oder warm?
Teils konträre Informationen findet man dazu, ob warme oder kalte Getränke besser sind. Da kann man nach Belieben testen, was einem besser bekommt. Alles zwischen 10-40°C Trinktemperatur scheint bekömmlich zu sein. Trinktemperaturen die darunter oder darüber liegen, können den Körper wiederum stressen. Kalte Getränke bescheren ein sofortiges Gefühl von Frische. Ich kann aus eigenerer Erfahrung nur empfehlen, auch einmal warmen Tee bei Hitze zu testen. Die Warme Flüssigkeit unterstützt den Körper beim Schwitzen. Und Schwitzen ist bei Hitze die effektivste Abkühlung!

Die Kraft der Natur: kühlende Kräuter
Seit Jahrhunderten nutzen Kulturen in wärmeren Regionen Kräuter, um mit der Hitze besser umgehen zu können. Diese Traditionen erlangen auch für uns mittlerweile mehr Bedeutung:
- Pfefferminze – der erfrischende Klassiker aus dem Orient. Ein Tee aus frischen oder getrockneten Minzblättern, warm (ja richtig gelesen, nicht kalt, sondern warm) und mit Honig oder Zucker gesüßt serviert, wirkt innerlich wie ein sanfter Windhauch. Das darin enthaltene Menthol wirkt erfrischend. Zucker gibt schnell verfügbare Energie, was bei überdurchschnittlicher Hitzebelastung manchmal eine gute Unterstützung sein kann.
- Zitronenmelisse – im Mittelmeerraum geschätzt für ihre durch Citronellal leicht kühlende und beruhigende Wirkung. Tee aus den frischen oder getrockneten Blättern der Zitronenmelisse, heiß oder kalt getrunken, hilft, die innere Hitze zu mildern.
- Holunderblüten – eigentlich bekannt bei Grippe, doch auch effektiv im Sommer. Hast du schon einmal erlebt, wie erfrischend ein Holunderblütensirup sein kann? Holunderblüten wirken schweißfördern, was wiederum im Sommer kühlend wirkt. Holunderblütensirup aber auch Holunderblütentee unterstützen bei Hitze. Auch hier empfehle ich, einmal vom Sirupglas auf die Teetasse umzusteigen und den Effekt zu testen.

Hausmittel, die den Sommer leichter machen
Neben den Kräutern gibt es einfache Helfer, die ich dir ans Herz legen möchte:
- Apfelessig: Apfelessig wirkt kühlend. Zudem enthält er Vitamine und Mineralstoffe. Ein Glas Wasser mit einem kleinen Löffel Apfelessig am Morgen, Mittag und Abend hilft, die Hitze besser zu ertragen, liefert Elektrolyte und unterstützt den Stoffwechsel und den Blufluss. Mit Essigwasser kann man auch Insektenstiche eintupfen und man kann ein kühlendes Fußbad mit Essigwasser nehmen.
- Zitronenwasser: Ein erfrischendes Getränk, das nicht nur kühlt, sondern auch die Verdauung anregt. Dafür presst man 1 Zitrone in 1 Liter Wasser und fügt optional 7-8 Blätter Zitronenmelisse hinzu. Mit Zitronenmelisse braucht das Wasser eine Ziehzeit von 1-3 Stunden. Ohne kann es direkt getrunken werden. Diesen Liter trinkt man schluckweise über den Tag verteilt.
- Warm Duschen: Klingt paradox, doch warmes Wasser regt die Durchblutung an und fördert die natürliche Kühlung durch Schwitzen.
- Hydrolate wie Pfefferminze, Rose oder Lavendel: Ein paar Spritzer auf die Haut oder ins Gesicht sind wie ein frischer Sommerregen.

Mein erfrischendes Oxymel-Rezept – ein Schatz aus der Kräuterküche
Oxymel – das klingt fast wie ein Zaubertrank. Und tatsächlich ist es das: eine harmonische Verbindung aus Essig und Honig, die seit Jahrhunderten als stabilisierendes Hausmittel geschätzt wird. Es erfrischt, unterstützt die Verdauung, liefert Elektrolyte und schnell verfügbare Energie.
Du brauchst:
- 500 ml Apfelessig (am besten naturtrüb und bio)
- 1kg Honig
- 3 Handvoll frische Kräuter, zum Beispiel Zitronenmelisse, Pfefferminze, Basilikum, Holunderblüten, Lindenblüten
So geht’s:
- Mixe den Honig mit dem Apfelessig und rühre, bis sich der Honig vollständig im Essig gelöst hat.
- Zerkleinere die Kräuter und füge sie hinzu.
- Verschließe das Glas und lass es bei Zimmertemperatur 4-6 Wochen stehen. Schüttle es regelmäßig.
- Nach der Ziehzeit das Oxymel durch ein feines Sieb abseihen und in eine saubere Flasche füllen.
Anwendung:
Nimm täglich 1–2 Esslöffel Oxymel, pur oder in einem Glas Wasser verdünnt – besonders an heißen Tagen ein erfrischender Genuss, der deinen Körper sanft kühlt und belebt. Ich verwende das Oxymel als Ersatz für Zuckersirupe. Wenn ich mich in der Sommerhitze draußen bewegen muss, habe ich immer eine Flasche mit verdünntem Sauerhonig mit dabei.
Tipp: wenn du keine 6 Wochen warten möchtest, kannst du auch einfach nur Honig und Essig mit Wasser mixen.

Weniger ist mehr: richtig essen bei Hitze
Leichte, gut verdauliche Kost ist jetzt das A und O. Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil, kleine Mahlzeiten und wenige schwere Speisen entlasten den Körper. Vermeide es, schwere und fettige Speisen zu essen, oder die zu überessen. Das belastet den Kreislauf zusätzlich. Nudelsalat, Griechischer Salat, Bowls, Sandwiches, usw. sind im Sommer gefragt.

Schau auf dich und bleib cool!
Die Hitze der Sommer fordert uns heraus. Achte in dieser Zeit besonders auf deine körperlichen Grenzen und auf deine Grundbedürfnisse. Meide die Hitze, so gut es geht. Trinke genug, iss maßvoll und sorge für Frische mit Kräutern und Hausmitteln.
Diesen und weitere Artikel findest du in der Juli-Ausgabe des Mauritiushof Naturmagazins.
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