Wildkräuter richtig sammeln, trocknen und aufbewahren

15. August 2025

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Kräuter selbst sammeln ist eine meditative und sehr bereichernde Arbeit. Man ist unterwegs in der Natur und holt sich etwas für das eigene Wohlbefinden. Und manchmal war für mich beim Kräutersammeln eine fast magische Atmosphäre spürbar.

Das anschließende Verarbeiten oder Trocknen von Kräutern erfüllt die Räume tagelang mit Kräuterduft. Am Ende hat man einen selbst gemachten Kräuterschatz, der herrlich würzt, einen duftenden Kräutertee ergibt oder beim Räuchern ein angenehmes Feeling in die eigenen 4 Wände bringt.

Es freut mich sehr, dass das Kräutersammeln immer beliebter wird. Umso wichtiger ist es, dass wir mit den Wildpflanzen in der Natur sorgsam und respektvoll umgehen, damit wir noch lange Freude daran haben. Für einen respektvollen Umgang mit den Wildkräutern und der Natur sowie für die eigene Sicherheit sind beim Kräutersammeln ein paar Regeln zu beachten:

Kräuter richtig sammeln

1. Pflücke nur Pflanzen, die zu mit Sicherheit bestimmen kannst.

Nicht alle Wildkräuter sind genießbar! Es gibt giftige Kräuter, die auch in geringer Dosierung zum Tod führen können. Sammle  deshalb nur die Pflanzen, die du zu 100% bestimmen kannst. Achte besonders auf die Bestimmungsmerkmale, die dabei helfen, Pflanzen gut von deren giftigen Verwechslungspartnern unterschieden zu können. Suche dir im Zweifelsfall Unterstützung in einem Bestimmungsbuch oder einer Bestimmungsapp. Am sichersten ist es, unterschiedliche Quellen zu vergleichen.

Gerne gebe ich dir auch bei einer meiner Kräuterwanderungen Starthilfe. ;)

Die Teilnehmenden der Wildkraeuterwanderung von Biologin Gerda Holzmann schreiben das erworbene Wissen zu Heilpflanzen mit.

2. Ernte Kräuter an „sauberen“ Orten

Sammle deine Kräuter nicht neben stark befahrenen Straßen, regelmäßig von Tieren besuchten Orten oder Nutzflächen mit hohem Pestizideinsatz. Sammle nicht direkt neben Wegen, sondern gehe ein paar Schritte in die Wiese.

In diesem Weidenkorb sind verschiedene Wildkraeuter zu sehen, welche Biologin Gerda Holzmann im Waldviertel gesammelt hat.

3. Schone die Natur beim Kräutersammeln

Leider findet man Wildkräuter in vielen Gegenden nicht mehr „en masse“. Wenn du Kräuter in der Natur sammelst, solltest du, um die Natur zu schonen, nur von reichen Beständen sammeln. Also dort, wo ausreichend Pflanzen wachsen. Außerdem solltest du niemals alle Pflanzen oder Früchte von einem Standort sammeln. Hier gibt es eine Faustregel:

Ein Drittel für die Natur, ein Drittel für die Tiere und ein Drittel für dich.

Denke daran, dass sich viele Pflanzen über Samen vermehren, Insekten Blüten und Vögel Früchte als Nahrung brauchen. Wildkräuter sind wertvolle Schätze der Natur.

Ein Handstrauß (Sträußchen, dass man mit einer Hand halten kann) gilt als maximale Menge.

Beschädige keine umliegenden Bäume, Sträucher oder Kräuter. Respektiere Naturschutzbedingungen. Manche Kräuter sind geschützt und dürfen nicht, oder nur Teile davon gesammelt werden. Nähere Informationen dazu findest du in der Artenschutzverordnung deines Bundeslandes.

Gruenkraft Gerda Holzmann Handstrauß

4. Ernte nur, was du wirklich brauchst

Anfangs ist es nicht leicht, deinen persönlichen Bedarf einzuschätzen. Es ist jedoch naturfreundlicher, du nimmst bei Unsicherheit weniger.

Ein Korb voller frisch gesammelter Wildkraeuter, gesammelt von Biologin und Wildkraeuterexpertin Gerda Holzmann von Gruenkraft im Waldviertel.

5. Sammle nur gesunde Wildpflanzen

Prüfe die Qualität der Pflanzen bevor du Blätter oder Blüten pflückst. Beschmutzte, von Pilz oder Rost befallene und angefressene Pflanzen kommen nicht in dein Sackerl.

6. Ernte Kräuter zum richtigen Zeitpunkt

Kräuter werden generell bei trockenem Wetter geerntet, vor allem wenn man diese nachher trocknen möchte. Blühende Pflanzen erntet man am Besten um die Mittagszeit, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Wurzeln entweder im Herbst oder im Frühjahr graben, wenn der oberirdische Pflanzenkörper abgestorben ist.

7. Schaffe Raum für Wildkräuter

Lasse Wildkräuter in deinem Garten oder auf deinem Balkon stehen. Für die Erhaltung der Pflanzenvielfalt ist es ideal, wenn du den Wildkräutern dort wo du kannst, ein wenig Platz schaffst. Die Vogelmiere in meinem Garten oder in meinen Blumentöpfen landet bei mir nur mehr am Teller und nicht am Kompost ;)

Wie das gelingen kann, findest du in meinem Buch „Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten.“

Kräuter richtig trocknen

Auch wenn das Wetter nicht immer zu 100% perfekt mitspielt, eine der wichtigsten Regeln beim Sammeln von Kräutern: alle oberirdischen Pflanzenteile müssen trocken sein. Also nach Regengüssen am Besten mindestens einen Tag lang warten. Das ist wichtig für die Qualität der Kräuter. Blütenpflanzen haben einen besonders hohen Gehalt an ätherischen Ölen nach 2-3 Tagen sonnigem Wetter.

Bei trockenem und warmen Sommerwetter trocknen die Kräuter auch in Innenräumen schneller. Eine rasche Trocknung ist ebenso wichtig für den bestmöglichen Erhalt der Inhaltsstoffe. Manche Kräuter sind innerhalb von 3-4 Tagen trocken, wenn sie richtig aufgelegt oder aufgehängt wurden. Andere wiederum brauchen etwas länger. Nach max. 10-14 Tagen sollten allerdings die Pflanzen trocken sein. Wenn sie es danach noch immer leicht feucht sind, musst du mit künstlicher Wärme fertig trocknen. Brauchen Kräuter so lange zum Trocknen, findet während des Trockenprozess ein Wirkstoffverlust statt.

Zum Kräutertrocknen bestens geeignet ist ein sauberer Raum mit Luftfeuchtigkeit im Normalbereich, der gut durchlüftet wird. Beim Trocknen sollten die Kräuter vor Sonne geschützt sein (Wirkstoffverlust, Ausbleichen).

1. Kräuter bündeln und kopfüber aufhängen

Zum Trocken in Büscheln eignen sich eher langstielige Kräuter. Es ist die simpelste und platzsparendste Trockenmethode. Schneide Kräuter, wie die Schafgarbe, den Beifuß, den Salbe oder die Brennnessel so ab, dass sie noch zirka 20-40 cm lang sind. Lege die Pflanzen zu Bündeln zusammen. Die Bündel sollen den Durchmesser von zirka 3-4 Zentimentern nicht überschreiten. Das ist ungefähr ein Durchmesser den man erreicht, wenn man mit dem Daumen und Zeigefinger einer Hand einen Ring formt. Je kleiner das Bündel, umso schneller trocknen sie.

Mach mit einem Spagat eine Schlinge, ziehe das Kräuterbündel da- mit zusammen. Wenn das Bündel hängt, zieht das Gewicht die Schlinge etwas zusammen. Wenn die Kräuter trockener werden, beginnen sie leichter aus dem Bündel zu fallen. In dem Fall kann die Schlinge auch leicht nachgezogen werden. Tipp: Diese Spagat- schlingen bewahre ich immer für das nächste Jahr wieder auf.

Dieses Bündel wird dann kopfüber aufgehängt. Als Aufhängung leistet eine Vorhangstange an einem nordseitigen, ostseitigen Fenster oder ein Kleiderständer gute Dienste. Ich habe einen Haselnussstock mit Haken und Spagat an meine Decke gehängt.

Gruenkraft Gerda Holzman Kraeuter trocken Buendel

2. Kräuter zum Trocknen auflegen

Für Kräuter die kurzstieliger sind oder geschnitten sind, kannst du auf einem Geschirrtuch oder einem Kräutertrockner gleichmäßig auflegen. (Salbeiblätter, Hagebutten, Holunderblüten). Am Besten einschichtig und nicht zu hoch übereinander geschichtet.Wenn die Luft rund um die Kräuter gut zirkulieren kann, trocknen diese gut.

Prinzipiell ist es nicht notwendig, mit künstlicher Wärme, wie etwa mit einem Dörrgerät zu arbeiten. Wenn die Bedingungen zum Kräutertrocknen jedoch nicht so gut passen (lange Regenphase, Nebelwetter), kann es Sinn machen, Wärme zuzuführen. Beispielsweise einen Heizstrahler in den Raum zu stellen, in einem eventuell vorhandenem Ofen einzuheizen oder die Kräuter in Backrohr oder Dörrgerät zu trocknen. Die Temperaturzufuhr sollte dabei nicht über 40°C liegen, damit der Trocknungsprozess schonend verläuft.

Gruenkraft Gerda Holzmann Kraeuter trocken Waescheständer

Wann sind meine Kräuter trocken?

Prüfe deine Kräuter nach ein paar Tagen auf ihre Trockenheit. Die Pflanzen sind trocken, wenn sie beim Zusammendrücken leicht rascheln oder wenn beim Schütteln Pflanzenteile abfallen.

Ab ins Kräutersackerl!

Wenn die Kräuter trocken sind, streifst bei jeder einzelnen Pflanze die Blätter vom Stängel (z.B. bei Schafgarbe, Beifuß,…) und gibst sie ins Papiersäckchen. Die kürzeren Kräuter füllst du einfach ins Sackerl, brich sie so wenig wie möglich.

Die Säckchen beschriftest du (Name der Pflanze und Jahr) und verschließt sie mit einer Wäscheklammer oder einer Büroklammer. Fertig!

Gruenkraft Gerda Holzmann Kraeuter lagern Papier

Kräuter richtig lagern

Die Haltbarkeit von getrockneten Kräutern hängt in jedem Fall mit einem sorgsamen Umgang und einer fachgerechten Lagerung zusammen. Um die Aromen und die frische Optik bestmöglich zu bewahren, damit du lange Freude mit deinem Kräutervorrat hast, ist die richtige Lagerung ist sehr wichtig. Diese sollte licht-, luft- und wärmegschützt sein.

  • Trocken: Eine geschlossene Dose aus Metall oder Porzellan hält Feuchtigkeit gut ab und schütz die Teeblätter vor dem Zerdrücken. Um die Aromen nicht zu vermischen, macht es Sinn in die selbe Dose auch immer wieder dieselbe Teesorte einzufüllen.
  • Lichtgeschützt: Das Aufbewahrungsgefäß sollte lichtundurchlässig sein oder wenn es transparent ist, sollte es in einem lichtgeschützten Schrank stehen.
  • Geruchsneutral: Tee nicht neben stark riechenden Produkten wie Kaffee, Gewürzen o.ä.
    oder anderen aromatisierten Teesorten lagern.
  • Vor Wärme geschützt: eine maximale Lagertemperatur von 25°C ist ideal.
  • Gut verschlossen: um Tee, Kräuter, Gewürze und Früchte bei längerer Lagerung vor
    Schädlingen zu schützen, sollten sie in einem gut verschlossenen Gebinden gelagert wer- den.
    • In Papiersackerln mit Clips
    • In Braunglasgläsern
    • In Keramikgefäßen
    So bleibt das Aroma von Kräutern und Gewürzen lange sehr gut erhalten. Wenn also das Aroma noch intensiv ist, können Kräuter und Gewürze in jedem Fall mehrere Jahre verwendet werden. Für Heilzwecke sollten laut traditioneller Volksheilkunde Kräuter und Gewürze nicht älter sein als ein Jahr.

Viel Freude beim Kräutersammeln und Anlegen deines eigenen Kräutervorrats!

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