Was ist Naturspiritualität? Und hat sie Platz im modernen Alltag?

5. März 2023

"

National Geographic veröffentlicht im Februar 2019 einen Artikel mit dem Titel „Naturspiritualität ist im Begriff, zu einer neuen Weltreligion zu werden“. Tatsächlich fühlen sich mehr und mehr Menschen zur Natur hingezogen. Auch auf spiritueller Ebene. Hier rückt die Naturspiritualität in den Fokus. Ein neues Phänomen? Keineswegs. Naturspiritualität knüpft an das Weltbild von Naturvölkern an. Der alten Völker des steinzeitlichen Mitteleuropas genauso, wie den heute noch außerhalb von Europa existierenden Stammeskulturen.

Die Natur ist beseelt 

Grundlage der Naturspiritualität ist, dass alles in der Natur eine Seele hat. Pflanzen, Tiere, ja auch Steine. Dieses Weltbild findet sich auch in der Lehre von Hildegard von Bingen wieder. Sie bezeichnet diese Seele als „Grünkraft“. Grünkraft ist eine Grundkraft oder Lebenskraft, die in allem Lebendigen zu finden ist. In der gesamten Natur, einschließlich Menschen, Tiere, Pflanzen und Materialien wie Erde und Stein. 

„Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün. 
Aus lichtem Grün sind Himmel und Erde geschaffen und alle Schönheit der Welt.“
Hildegard von Bingen (1098-1179)

Alles ist verbunden

Im Gefüge der Natur ist alles Lebendige ist miteinander verbunden. Auf biologischer Ebene zeigt sich das in komplexen Ökosystemen. Naturspirituelle Völker glauben daran, dass diese Verbindung auch auf seelischer Ebene existiert. Spirituelle Praktiken der Naturvölker sind häufig darauf ausgelegt, zum Wohle aller Wesen zu handeln und ein Gleichgewicht in der Natur herzustellen. 

 

Naturspiritualität leben

Der Mensch kommt aus der Natur und ist Teil der Natur. Naturverbindung hat daher etwas Heilsames. Denken wir daran, wie wir uns nach einem Waldspaziergang fühlen. Oder wie viel Freude und Kraft es gibt, Pflanzen zu hegen und sie beim Gedeihen zu beobachten. Oder wie tief und bereichernd eine Verbindung zwischen Mensch und Tier sein kann. Häufig hat man nach längeren Aufenthalten das Gefühl, wieder „ganz“ zu sein.

Auch Hildegard von Bingen sah, dass man seine Grünkraft, seine Lebenskraft durch Aufenthalte in der Natur erneuern und stärken kann.

Meine persönliche Interpretation von Naturspiritualität habe ich, in symbolische 9 Gebote gepackt. So versuche ich, mich als Teil eines großen Ganzen zu sehen, dem göttlichen in der Natur und allen Lebewesen meinen Respekt entgegen zu bringen.

  1. Sei dir bewusst, dass Mutter Erde uns das Leben schenkt.
    Mensch kommt aus der Natur, ist Teil der Natur und braucht die Natur zum Leben.
  2. Sei dankbar für die Geschenke der Natur.
    Nahrung, Wasser, Licht, Wärme und soziale Beziehungen. Alles, was du zum leben brauchst, schenkt dir im Grunde die Natur.
  3. Nimm nur, was du brauchst.
    Egal, ob du Pflanzen in der Natur sammelst, deinen Wocheneinkauf erledigst, oder dir etwas Neues gönnst, überleg dir gut, wie viel du wirklich brauchst.
  4. Wenn du nimmst, dann gib auch zurück.
    So bleibt das Gleichgewicht gewahrt. Ein aufbauender Humuskreislauf im Garten oder in der Landwirtschaft ist hier wohl das anschaulichste Beispiel. Doch auch faire Preise für Lebensmittel zahlen und wenn möglich, direkt bei Landwirten kaufen gehört für mich dazu. Da ich Hobbyimkerin bin, versuche ich auch in meinem Garten, möglichst viel Blühangebot und auch Lebensraum für wilde Insekten zu schaffen. 
  5. Lebe im Rhythmus der Jahreszeiten.
    Die Jahreszeiten beeinflussen uns oft mehr, als wir denken. Es ist natürlich, dass wir im Sommer ein höheres Energieniveau und andere körperliche Bedürfnisse als im Winter haben. Saisonale Ernährung mit heimischen Lebensmitteln ist besonders naturfreundlich. Auf spiritueller Ebene gehören Rituale zu den Jahreskreisfeste für mich zum Rhythmus der Jahreszeiten dazu. (Lichtmess, Frühlingsbeginn, Walpurgis, Sommerbeginn, Schnitterin, Herbstbeginn, Allerseelen, Weihnachten und die Raunächte)
  6. Verbinde dich regelmäßig über deine Sinne mit der Natur.
    Werde ruhig und spüre. Nach Dr. Qing Lee, einem der Begründer der Waldmedizin, liegt die Kunst des Waldbadens darin, sich mit allen Sinnen mit der Natur zu verbinden. Doch auch Gartenpflege oder eine Mensch-Tier-Beziehung kann die Naturverbindung und somit dich selbst stärken.
  7. Sei dir bewusst, dass du Teil eines großen Ganzen bist und du in deiner Umgebung wirkst.
    Dein Nehmen und dein Geben wirken. Wenn es auch noch so klein ist.
  8. Vertraue deiner Intuition.
    Tiere haben oft erstaunlich treffsichere Instinkte. Auch wir gehören dem Tierreich an. Warum soll unser Bauchgefühl, unsere Intuition also nicht genauso wegweisend sein können? Diese inneren Impulse helfen dir dabei, dein Potential bestmöglich zu entfalten und somit deinen Teil für das Wohl aller Wesen, das große Ganze, beizutragen.
  9. Öffne dein Herz für dein Umfeld.
    Ein offenes Herz kann schmerzhaft sein. Doch um es mit den Worten von Angaangaq, einem herzlichen grönländischen Schamanen zu sagen:

Wenn wir zu einem Leben in Harmonie zurückfinden, das Eis in unseren Herzen schmelzen und uns wieder miteinander verbinden, dann werden wir überleben.
Nun ist die Zeit, genau das zu tun.
(Angaangaq)

Sei sanft zur Person, doch hart in der Sache. Das bedeutet dass, dass wir auch mit offenem Herzen für uns selbst und andere einstehen können. Doch wir sollten beginnen, wieder offener gegenüber unseren Mitmenschen zu sein und versuchen, gemeinsam für Mutter Erde da zu sein, auch wenn sich die Geister scheiden.


 

Weiterführende Angebote:

 

Newsletter abonnieren

Regelmäßig frisches Grün in deinem Postfach?
Hier kannst du dich für meinen Newsletter anmelden!

Warenkorb0
Es sind keine Produkte in deinem Warenkorb!
Weiter einkaufen